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ihnen erzählen läßt. Als solche Dürften dann angeführt werden:
die dürren Halme; die Menge derselben; die Höhe des Korns. bas
oft so lang ist, daß man sich bequem dazwischen verbergen kann;
dee bunten Blumen darunter (Kornrade, Mohn, Rittersporn, Korn-
blume); Thiere, die ihre Wohnung darin haben (Hase, Wachtel) u. A.
Durch diese Wiederholung wird der Schüler angeregt, die Dinge
noch einmal und genauer anzuschauen, und der Lehrer erfährt zu-
gleich, wem er dabei noch nachträglich behülflich sein muß. Zum
Schluß dieser Vorbereitung erinnere der Lehrer seine Schüler in
wenig Worten daran, wie viel Zeit und Mühe es gekostet, bis das
Korn zur Ernte reif geworden fei, wie viele Arbeit noch erfordert
werde, bis wir Brot und sonstige Nahrung davon erhalten können
und daß an Gottes Segen Alles gelegen sei.
A. Der Gegenstand der Ernte.
Zunächst ist hier das G e tr eide: Roggen, Weizen, Gerste und
Hafer (Mais) gemeint; dann gehören aber auch der Buchweizen,
die am häusigsten vorkommenden H ü lsen frü ch te: Erbsen, Wecken
und Bohnen, sowie die O e lgew ächse: Rapps, Dotter (Flachs) rc.
hierher. Alle diese Gegenstände können nun nicht wohl auf einem
einzigen Spaziergange aufgesucht und so angeschaue werden, daß
das Charakteristische derselben sich dem kindlichen Geiste einprägt.
Das ist indeß auch nicht erforderlich. Es genügt, wenn einige der-
selben vorzugsweise ins Auge gefaßt werden und man von den
übrigen so viel wie möglich Notiz nimmt. Hauptsächlich ist dann
auf dem Spaziergange Folgendes zu bemerken:
1. Der Boden, auf welchem das Korn gewachsen ist: Sand,
Lehm, Moorerde, schwerer und leichter Boden, steiniger Acker rc.
2. Farbe und Gestalt der Gewächse. Beides kommt
indeß hier im Freien nur im Allgemeinen in Betracht, jo daß der
Schüler zwar die einzeln Pflanze einer genauen Betrachtung unter-
wirft (sich also merkt, wie hier aus der Wurzel nur ein Stengel
hervorkommt, dort mehrere Halme hervorschießen rc.), lein Haupt-
augenmerk jedoch auf das Ganze richtet, so daß er z. B. ein Wei-
zen- oder Gerstenfeld von einem andern Kornfeld unterjcheiven
kann. Dazu gehört nur, daß er sich äußerndem allgemeinen Ein-
druck des Ganzen bei jeder Art ein kennzeichnendes Merkmal ein-
prägt, das ihm gleich zur Seile steht, wenn er beurtheilen will, zu
welcher Art eine Frucht gehört. Beim Weizen merkt er jich etwa
die eigenthümliche braungelbe Farbe der Aehren und Halme, bei
der Gerste die langen Grannen an den Kölnern und die hellgelbe
Farbe, bei dem Buchweizen die rothen Stengel oder die drei-
kantigen Körner. Beim Mais die langen, fchilfartigen Blätter,
beim Hafer die Rispen, beim Flachs die kugelförmigen, nach
oben zugespitzten Samenkapseln, bei den Erbsen die Schoten und
die rundlichen Blätter rc. Zur weiteren Unterscheidung werden
dann von jeder Art einige Aehren, Schoten oder Früchte mit in
die Schule genommen und hier sowohl einzeln als vergleichend mit
andern genau betrachtet. Zunächst werden sie von den Schülern
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achtungen, über jede oder wenn die Zeit dazu nicht ausreicht, we-
nigstens über einige der betrachteten Kornarten einige charakterisirende
Sätze hervorgehoben und vom Schüler gesprochen werden, wobei
es sich von selbst versteht, daß die dazu erforderlichen Anschauungen,
wo es nöthig ist, an den Gegenständen selbst wiederholt werden.
Zu bemerken ist hierbei indeß, daß es weder Zweck ist noch sein
kann, diese Sätze als die Summe einer gewonnenen Kenntnis
zu betrachten. Es will diese Stufe des Unterrichts vorzugsweise
den Sinn für Naluranschauung erwecken und passende Anleitung
dazu geben. Das Folgende ist daher einzig und allein als eine
Wiederholung und Zusammenfassung der im Lause des Unterrichts
vom Schüler gemachten Beobachtungen anzusehen. Zugleich möge
man daraus ersehen, auf was der Lehrer bei Betrachtung der
Gegenstände die Aufmerksamkeit der Schüler zu lenken habe.
1. Gelre id ep flan zen.
Roggen, Weizen, Gerste und Hafer sind Getreidepflanzen. Sie
haben einen hohlen, knotigen Halm. Die Blätter sind lang und
schmal, wie beim Gras. An dem Halm ist beim Roggen, Weizen
und der Gerste eine Aehre, beim Hafer eine Rispe. In den Aeh-
ren und der Rispe sitzt das Korn.
a. Die Roggenähre.
Die Roggenkörner sitzen zu vier Reihen in den Aehren. Ze
zwei Reiben befinden sich neben einander. Zedes Korn ist von zwei
kleinen Blättchen, Hüllblättern, umgeben. An dem äußern Hüllblätt-
chen ist eine lange Spitze (Granne). Die Körner sind unten spitz
und oben abgestumpft. An der einen Seile haben sie eine kleine
Furche. Außen sind sie graubraun, inwendig weiß.
b. Die Weizenähre.
An der Weizenähre sitzen die Körner wechselsweise an zwei Sei-
ten. Je zwei oder drei Körner befinden sich neben einander. Ganz
oben an der Spitze sitzt nur ein Korn. Jedes Korn iit von drei
Blättchen umgeben. Zwei davon sind an der Außenseite; das dritte
ist nach innen. Eins der Hüllblättchen (das erste der beiden äußern)
hat oft eine lange Spitze (Granne). Die Körner sind, wie die
Roggenkörner, unken spitz und oben abgestumpft, sind aber etwas
dicker und mehr gelb gefärbt. An der einen Seite haben sie auch
eine Furche.
e. Die (zweizeitige) Gerste.
Die Gerstenkörner bilden (bei der zweizeiligen Gerste) zwei
Reihen. Bei jedem Korne sitzen am Halme vier kleinere und zwei
größere Spitzen (Hüllblättchen). Das Korn selbst ist von einer
Schale (Hülle) umgeben. Es ist in der Mttte dick und lauft
nach beiden Enden tpitz zu. An der obern Leite ist eine lauge
Granne.
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TM Hauptwörter (100): [T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau]]
TM Hauptwörter (200): [T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff]]
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breiten den angenehmsten Geruch im ganzen Zimmer. Auch das
Kind erstellt Gott und Menschen, wenn es so bescheiden und de-
müthig sich zeigt, wie das Veilchen, das verborgen im Grase blüht.
Dem kleinen Veilchen gleich,
Das im Verborg'nen blüht,
Sei immer fromm und gut,
Auch wenn dich Niemand sieht.
6. Graser.
146. Das Getreide.
Hiezu gehören der Weizen, der Dinkel oder Spelz, das
Korn (Roggen), die Berste und der Hafer. Es sind dieß sehr
nützliche Pflanzen, sowohl für den Menschen, wie für die meisten
unserer Hausthiere. Sie liefern in ihren Körnern ein sehr nahr-
haftes und gesundes Mehl. Die Halme oder das Stroh wird
zu verschiedenen Zwecken, zu Viehfutter, zu Flechtwerk, zu Streu
benützt. Roggen wird bei uns am meisten gepflanzt. Er gibt
das Mehl zum gewöhnlichen Schwarzbrod, das keine Haushaltung
entbehren mag. Aber unter allen Getreidearten ist doch der Wei-
zen am vorzüglichsten. Von ihm kommt das feinste, weißeste und
hefte Mehl, aus dem man auch die mürben Kuchen und die Eier-
wecke bückt, die aber von den Kindern nicht gerne gegessen werden.
Doch Scherz bei Seite! Wir wollen einmal in's schöne Weizenfeld
hinauswandern, und uns da ein wenig umsehen. Halm steht an
Halm, so weit das Auge reicht. Hier braungelber Grauenweizen,
dort goldgelber, granenloser. Die Kolben neigen ihr schweres
Haupt. Sie sind auf zwei Seiten mit einer dichten Körnerzeile
gefüllt. Die Körner sitzen eingehüllt in ihren Spelzen. Der
knotige Halm vertrocknet immer mehr, und die langen Blatter ver-
dorren, denn die Ernte ist nah! Bald wird mit der Sichel die
große Weizenschlacht geliefert werden. Gelege an Gelege werden
das Feld bedecken. Noch einmal werden sich die schweren Kolben,
Garben an Garbe aufrichten; dann aber wird der Erntewagen sie
zur Scheuer bringen. Unter dem Ticktack des Dreschflegels sprin-
gen die goldgelben Körner aus ihren Spelzen und füllen, aufge-
haüft, die Raüme des Speichers.
147. Der Roggen.
Der Roggen oder das gemeine Korn, war freilich den Grie-
chen und Römern, auch den Israeliten, in ihren schönen warmen
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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Ländern noch nicht bekannt, denn die bauten Weizen- und Din-
kelkorn zu ihrem Brode. Uns Deutschen aber, die wir meisten-
theils das kräftige Schwarzbrod oder Kornbrod für gewöhnlich viel
lieber essen, als das Weißbrod oder Weizengebäck, thut das Korn
gar gute Dienste, besonders den Leuten nach der Nordgegend hin,
die daraus den gar trefflichen Pumpernickel zu bereiten wissen.
Wir verdanken den Anbau des Kornes wahrscheinlich den mon-
golischen Völkern, die zur Zeit des Hunnenkönigs Attila unser
ganzes Vaterland so gar arg verwiisteten und verheerten. Denn
diese brachten das Korn mit sich nach Europa herüber und lehr-
ten seinen Anbau unsern Vorfahren. Und so ist denn manchmal
ein großes Unglück auch wieder zu etwas gut und nütze.
Aus dem Korn macht man auch Branntwein. Der ist nun
wohl ^ mäßig genossen, nicht schädlich, und wird sogar, besonders
wenn man.manche bittere oder gewürzhafte Sachen dazu nimmt,
manchmal zu einem wohlthätigen Arzneimittel. Aber gar viele
Menschen trinken den Branntwein, weil sie glauben, sich dadurch
ein sehr fröhliches Herz machen zu können. Es gibt aber nur
ein einziges Mittel, sich ein recht fröhliches Herz und Muth zu
machen, wenn man sich vor Gott und Menschen ein gutes Ge-
wissen erhält, gegen keinen Menschen in der Welt einen Groll
im Herzen leidet und den lieben Gott recht von Herzen lieb hat.
Dann ist man vom Morgen bis zum Abend und immerfort fröh-
lich, und das ist eine wahrhaftige und selige Fröhlichkeit des
Herzens; denn man hat dabei alle Menschen, auch welche feind-
selig gegen Einen sind, lieb, und ist mit Allen friedfertig.
Bei den Leuten aber, die Branntwein getrunken haben, ist
eigentlich nicht das Herz, sondern nur der Bauch (den freilich
solche Leute für ihr Herz halten) und die Glieder fröhlich. Und
seht nur einmal hin, wie garstig sich solche Menschen geberden,
bei denen der Bauch so lustig geworden ist und nicht das Herz.
Wie sie schreien und sich zanken und gar schlagen, und wie
es ihnen nachher schlimmer ergeht, als den Hunden und den
Schweinen. Es gibt wohl Vieles in der Welt, um das ein
frommes Herz den lieben Gott bitten soll; aber darum sollte es
ihn auch täglich bitten, daß er es doch lieber bald von der Welt
nehmen, als zu einem solchen viehischen Trunkenbolde sollte wer-
den lassen.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]